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Der Wecker klingelte bewusst früh an diesem Morgen. Ich wollte die ersten Sonnenstrahlen, an einem der ersten, richtig kalten Tage, nicht verpassen. Ich liebe die eisige Luft. Es kommt mir so vor, als würde sie durch meine Lungen fließen und mein ganzes System klaren. 

Warm eingepackt ging ich raus und die Ruhe, auf die ich draußen stoß, war wunderschön. Kaum ein Mensch war zu sehen. Die Tiere brauchten heute wohl auch etwas länger um am Schauspiel teilzunehmen. 

Alles um mich schien noch zu schlafen, aber zugleich so wach zu sein, als würde es, genau wie ich, dieses neue Erlebnis derart bewundern und genießen.

Meine Schritte machten rhythmische Geräusche auf dem zugefrorenen Boden – ein zartes Knirschen. Ich wollte einen Moment stehen bleiben und all das vollends aufnehmen. Mein Atem ging tief ein, weitete mein Brustkorb und entwich nach einer kurzen Pause wieder leicht und freudig. Wow, ist das schön!, dachte ich mir. So viel Schönheit und Ruhe. All das erstreckt sich über unendlich viele Meter und reicht bis hin zum Horizont, wo sich die Sonne langsam zeigt. Da liegt irgendwie Magie im Himmel. Was wird da nur gezaubert?

Es erinnert mich an die Ruhe in einem Theatersaal, nachdem die Zuschauer ihre Plätze eingenommen haben und gespannt auf die Bühne schauen, kurz bevor eine Aufführung beginnt.

Die bevorstehende Aufführung ist noch nicht geschrieben, denn sie formt sich stets in ihrer Entfaltung.

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